Deus Ex: Human Revolution - The Missing Link (DLC) - Test (PC Version)

Autor: Don Kan Onji

Der erste DLC namens Missing Link ist schon seit einigen Tagen erhältlich, nun wird es Zeit für den Test hierzu. Ich habe freundlicherweise einen Code von Square Enix Deutschland zur Verfügung gestellt bekommen.Vielen Dank hierfür.

Erstmal vorweg: Ich habe in meiner Laufbahn als Spieler bis jetzt noch keinen DLC angerührt und gekauft. Deswegen konnte ich mich auch gemütlich zurücklehnen und ganz ohne irgendwelche Vorurteile gegenüber DLCs meinen Allerersten selbst mal ausprobieren – dazu noch mit einer Spielereihe, mit der ich aufgewachsen bin. Getestet wurde von mir auf folgenden Systemeinstellungen und folgendem System:

System

  • Betriebssystem:
    Windows XP Home (32 bit)
  • Prozessor:
    Intel Core 2 Quad Q8200 @ 2,33 Ghz
  • Arbeitsspeicher:
    4 GB RAM
  • Grafikkarte:
    Nvidia Geforce GTS 250
  • Einstellungen:
    Auflösung: 1680x1050, kein AA, SSAO, Tesselation

Story

Sie beginnt mit einem Faustschlag. Ja, wortwörtlich. Denn kaum haben wir die Augen aufgeschlagen, werden wir auch gleich mit einer Faust im Gesicht begrüßt. Wir sind blutüberströmt an einen Stuhl gefesselt, der an einen Folterstuhl erinnert – können uns nicht bewegen. Die Gruppe, die uns festhält – unbekannt. Aber wir können uns dennoch loseisen und haben sofort wieder das Gefühl von Human Revolution. Denn nicht viel hat sich verändert und das ist auch gut so. Wir verlassen die erste Tür und stehen gleich 2 Wachmännern gegenüber, wollen sie betäuben und stellen mit Schrecken fest, dass wir keinerlei Waffen unser Eigen nennen. Herrje, wie konnte uns das denn passieren? Ein Blick ins Questlog sagt uns: wir brauchen dringend unsere Ausrüstung wieder, die am anderen Ende des Schiffes herumliegt. Ein zweiter Blick ins Augmentierungsmenu macht deutlich: Jensen hat immer noch ein paar Pünktchen über. Vorgefertigt, aber es reicht, um zumindest der beiden Wachmännern Herr zu werden. Ein schneller Tastendruck auf „Q“ und beide liegen am Boden – lautlos – so, wie es sein sollte. Da keiner von dem Tumult auch nur ein winziges bisschen mitbekommen hat, schleichen wir uns auf den ersten Flur – und hinein in den Teil, der uns noch zuvor im Hauptspiel vorenthalten wurde. Den Teil nach der Sprengung im Hafen von Belltower. Willkommen beim Missing Link !

Steuerung

Habe ich eben die Taste „Q“ erwähnt? Denn der ein oder andere von euch wird es sicherlich schon bemerkt haben. Getestet wird die PC Version des Spiels. Und die ist, wie auch schon das Hauptspiel, optimal auf eben Erwähnten zugeschnitten. Maus und Tastatur harmonieren perfekt miteinander, die Standardbelegung braucht somit nicht geändert werden. Schon gar nicht, wenn man Human Revolution gespielt hat. Denn man fühlt sich sofort wieder heimisch. Ein kurzer Druck auf die rechte Maustaste lässt Jensen wie gewohnt in Deckung gehen, ein Druck auf die Leertaste lässt ihn zwischen Spalten und Türen hin- und herspringen – Splinter Cell lässt grüßen. Ebenfalls wieder dabei: Die vorgefertigten Quickslots, auf die man Waffen, Granaten, Minen oder auch Cyberboostriegel legen kann. Ein simpler Druck auf die Tasten 1-0 und Adam nimmt sich, was er braucht. Praktisch.

Menüs und Speichersystem

Die Menus haben sich nicht wesentlich verändert – es bleibt alles in gewohntem Stil, wie man es auch aus dem Hauptspiel gewöhnt ist. Ebenso das Speichersystem, von dem ich eigentlich nur die ganze Zeit die F5 Taste drücke und das bei nahezu jeder sich mir bietenden Gelegenheit, um nicht doch am Ende noch ein Opfer einer tödlichen Kugel zu werden.

Grafik

Da unter Windows XP getestet wurde und mein System nicht mehr das allerneueste ist, kann ich zur Grafik leider nicht allzu viel schreiben. DirectX11 konnte ich, bedingt durch meine Grafikkarte und Windowsversion, nicht aktivieren. Da ich jemand bin, der mit Vorliebe ohne Anti Aliasing spielt, habe ich dies ebenfalls ausgeschaltet. Einen Performanceschub gibt es obendrauf, zumal Fullscreen AA sehr viel Rechenleistung kostet – sieht natürlich im Gegenzug hervorragend aus, weil z.b. Kanten auf Distanz geglättet werden und man vom berühmten „Treppeneffekt“ verschont bleibt.

Der Stil von Human Revolution ist ein völlig anderer als seine Vorgänger. Ebenso verhält es sich mit diesem DLC. Die Spielwelt ist mit düstereren Farben versehen – orangene und bräunliche Farbtöne sind vorherrschend. Perfekt für diese Art von Szenario, obwohl ich erst anderer Meinung war, da Deus Ex 1 und 2 eine natürlicherere Farbgebung vorzuweisen hatten. Wichtige Objekte sind nicht mehr mit eckigen Klammern versehen, sie werden durch einen orangenen Schimmer hervorgehoben, eine Taschenlampe entfällt ebenfalls. Denn auch der DLC kommt sehr gut ohne vielerlei dunkle Areale aus. Die Engine des Spiels mag zwar nicht mehr auf dem aktuellsten Stand sein, dennoch hat sie einen riesigen Vorteil – sie läuft auch auf Mittelklasse Rechnern ganz passabel. Dazu braucht ihr nicht mal unbedingt einen Quadcore o.a. Euer Eigen nennen. Deus Ex für jedermanns Technik, so wünscht man sich das.

Gameplay

Am Gameplay hat sich, im Vergleich zum Hauptspiel, nicht viel geändert. Es gibt wieder allerlei zum Hacken, Erkunden und was man eben sonst auf einem Tanker so macht. Aber halt, sagte ich Tanker? Ganz richtig, denn dort beginnt der DLC. In engen Gängen versucht man geschickt, die Wachen wieder hinterrücks KO zu schlagen oder auch mit der Waffe seiner Wahl in das Land der Träume zu befördern.

Der DLC ist natürlich nicht in viele Areale aufgeteilt – versteht sich von selbst. Jedoch kommt man erst einmal von besagtem Schiff herunter, dann weiten sie sich. So schleichen wir beispielsweise in einer Art Rundell mit mehreren Stockwerken an Gegnern und altbekannten Robotern und Wachdrohnen vorbei. Ein geschickter Granatenwurf und sie gehören der Vergangenheit an. Ebenso verhält es sich mit den „Big Daddys“, den Kampfrobotern. Wer jetzt gedacht hat, im Missing Link davon verschont zu bleiben, der hat sich geschnitten. Denn ab und an tauchen diese Spießgesellen schonmal auf, um Herrn Jensen den Tag zur Hölle zu machen. Will man nicht an ihnen vorbeischleichen, reicht auch ein geschickter Wurf mit einer EMP-Granate – 250XP für „Schrotthaufen“ sind unser.

Mit dem Wort Schrotthaufen kommen wir zu einer der wichtigsten Elemente dieses Spiels, der Punktevergabe für Tötungen, Ausschaltungen etc. Denn diese sind im DLC natürlich wieder mit von der Partie. Schalten wir beispielsweise einen Gegner mit unseren Fäusten aus, bekommen wir mehr Erfahrung dafür als für einen toter Gegner, der durch einen beherzten Schuss unserer Pistole am Boden liegt. Dadurch bekommt das Spiel immer noch eine gewisse Entscheidungsmöglichkeit verpasst, die den Spieler vor die Wahl stellt, wie er denn letztendlich vorgehen möchte.

Die Nebenmissionen sind hier rar gesät. Dafür gibt es aber eine, die hat es in sich. Wenn man für einen gewissen Quinn ein paar Ersatzteile zusammensucht, bekommt man im Gegenzug eine feine Waffe, die es so sonst nicht im Spiel zu finden gibt. Wer jetzt denkt, dies sei einfach, dem sei gesagt, dass die Teile, die Jensen suchen muss, nicht auf der Karte angezeigt werden, sondern sich irgendwo innerhalb der Spielwelt befinden. Absuchen des Geländes steht also an der Tagesordnung – motivierend.

Jeder PC und nahezu jedes Terminal kann auch hier wieder gehackt werden. Vorausgesetzt, man hat die richtigen Kenntnisse dafür. Praxiskits sind hier zwar rar gesät, jedoch gibt es derer genug, sodass man auf die wichtigsten Funktionen in Adams Augmentierungsmenu zurückgreifen kann. Jedoch gibt es auch eine Errungenschaft, wenn man sich ganz ohne Praxiskits und andere Hilfen durch den DLC kämpft. Und hier kommen wir auch schon zu dem Punkt, über den dieser DLC, ebenso wie sein Hauptspiel, ebenfalls verfügt: die Errungenschaften. Derer gibt es insgesamt 10 im Spiel, erreicht habe ich 3 davon in meinem ersten Durchgang. Man steht auch kurz vor dem Ende dieser Episode ebenfalls wieder vor einer Wahl, die man treffen muss – alternative Möglichkeiten sind vorprogrammiert.

Sound

Am Sound hat sich vergleichsweise wenig getan. Der ist nämlich immer noch so gut wie im Hauptspiel selbst. Mit meiner 5.1 Surroundanlage kam der Klang auch sehr gut zur Geltung. Da fliegt einem plötzlich eine Kugel um die Ohren – man dreht sich um und erspäht den Gegner hinter sich – tot. Ansonsten ist der Teil ausserhalb des Schiffes sehr gut in Szene gesetzt. Wellen kräuseln, der Wind pfeift einem um die Ohren, es wackelt an allen Ecken und Enden. Meisterlich.

Fazit

Trotz der etwas angestaubten Engine fühlt sich dieser DLC „echt“ an. Der erste seiner Art, den ich gespielt habe; ich habe keine Sekunde bereut. Für den Preis von 10,99 Euro ist er auf jeden Fall gerechtfertigt. Ich habe in meinem ersten Anlauf ca. 3 Stunden gebraucht, um die Episode durchzuspielen – und dabei wurde nicht auf Waffengewalt verzichtet. Will heissen: Bei einem lautlosen Vorgang wäre man sicher noch ein paar Stündchen länger damit beschäftigt. Alleine das Erledigen aller im Spiel vorhandenen Nebenquests gibt nochmal Extrazeit. Was mir hingegen sehr missfallen ist, sind die Abschnitte, in denen man von einem Computer abgescannt wird. Da man häufig mal von einem Ort zum andern und wieder zurückrennen muss, stört dies den Spielfluss. Das wäre auch das einzige, was ich an diesem DLC auszusetzen habe. Für alle diejenigen, denen Human Revolution gefallen hat, werden mit dem „Missing Link“ ihre helle Freude haben. Und mit dem letzten Satz der Credits wird auch jedem geneigeten Fan der Reihe klar: „There's room for more.“ Weiter so, Square Enix. Ihr seid auf dem richtigen Weg!

Wertung

Gesamt-Wertung: 8/10