Deus Ex: Human Revolution - Test für PC (Standard-Edition)

Neben der PlayStation 3 Version von DEUS EX: HUMAN REVOLUTION durften wir auch die PC Version genau unter die Lupe nehmen. Diese wurde freundlicher Weise von Square Enix Deutschland zur Verfügung gestellt. Vielen Dank hierfür.

Da ich keine der beiden Vorgänger gespielt habe, konnte ich dem neuen Titel objektiv und vorurteilslos gegenübertreten. Mit folgender Review werden wir euch unsere Erfahrungen und einige Impressionen der PC Version mit ihren Besonderheiten aufzeigen. Getestet wurde die Standard-Version auf folgendem System unter maximalen Einstellungen.

System

  • Betriebssystem:
    Windows 7 64-bit
  • Prozessor:
    AMD Phenom II X4 945 Prozessor (4 CPUs) 3.0GHz
  • Arbeitsspeicher:
    8GB RAM
  • Grafikkarte:
    ATI Radeon HD 5850
  • Einstellungen:
    Auflösung: 1920x1080, MLAA, SSAO, Tesselation

Story

Zu Beginn des Spiels schlüpft man in die Rolle von Adam Jensen. Die Handlung spielt im Jahr 2027. Adam ist Sicherheitschef der Firma Sarif Industries, welche führend auf dem Gebiet der Biomodifikationen ist. Diese Augmentierungen sollen der Menscheit helfen, gewisse physische Fähigkeiten zu verbessern und bis dato unmögliche körperliche Hürden zu überwinden. Nach dem ersten Ladebildschirm werden wir auch schon ins Geschehen geworfen. Wir begleiten Dr. Megan Reed durch einen Abschnitt des Sarif Firmengebäudes. Die Exfreundin von Jensen ist kurz davor eine revolutionäre Weiterentwicklung der Augmentierungen durchzuführen. Auf dem Weg zu unserem Chef David Sarif können wir die Forschungen der Firma beobachten. Nach einem kurzen Gespräch mit unserem Chef werden wir Zeuge eines Überfalls auf die Firma. Als wir nach dem Auslösen des Alarms als Sicherheitschef der Sache auf den Grund gehen müssen, kommt es in den Laboratorien zu Feuergefechten. Viele Mitarbeiter kommen ums Leben, so auch Dr. Megan Reed. Adam wird schwer verletzt und überlebt am Ende nur, weil ihm Augmentierungen verpasst werden. Ganz unfreiwillig wird ihm so das Leben gerettet. Ein nützlicher Nebeneffekt, sie verleihen ihm übermenschliche Kräfte. Nachdem er einige Zeit später wieder auf eigenen Beinen steht, macht er nun fortan Jagd auf die Verursacher des Anschlags. Nach und nach findet man immer tiefer in eine riesige Reihe von Verschwörungen und Intrigen. Es beginnt ein düsterer und spannender Sci-Fi-Thriller.

Steuerung

Die Steuerung ist optimal auf die Tastatur und Maus abgestimmt. Schon in den ersten Spielminuten kam man mit der Tastenbelegung gut zurecht. Des Weiteren werden während des Spielverlaufs immer wieder reichlich Video-Tutorials gezeigt, um dem Spieler in diversen Situationen behilflich zu sein.

Menüs und Speichersystem

Die Menüs sind sehr überschaubar und übersichtlich gestaltet, weshalb man sich schnell sehr gut zurechtfindet. Die Missionsziele und weitere Hilfen fügen sich gut in das Gesamtbild des HUDs ein und stören das Spielvergnügen nicht.

Gespeichert werden kann überall in der Spielwelt, was ein großer Vorteil ist. Zusätzlich zur manuellen Speicherfunktion speichert das Spiel beim Betreten von Städten, Arealen und Gebäuden automatisch.

Grafik

Seit der ersten Spielminute wird man auf die sehr auffällig ungewöhnlich gestaltete Optik aufmerksam. Die in schwarz und goldgelb gehüllte Spielwelt wirkt meist sehr detailreich. Die Lichter und Schatteneffekte wirken sehr stimmig und fügen sich zu einem harmonischen Gesamtbild. Der Grafikstil lässt auch zahlreiche große Städte in glanzvoller Optik erscheinen. Leider wirkt die Grafik trotz maximaler Einstellungen etwas veraltet. Besonders die Gebiete, in denen man sich während der Hauptquests austobt sind detailreich und liebevoll gestaltet. Aber der Schein trügt, denn abseits der Hauptmissionen, ist es andernorts teilweise auch sehr steril und alles wirkt klinisch rein. Die notdürftig ausgestalteten Bereiche betreffen meist kleinere Räume oder Abschnitte einiger Nebenmissionen. Dies wird auch vor allem bei den Gesichtern der NPCs erkennbar, die trotz Tesselation teils unscharf aussahen.

Für die PC Version wurde eigenes Entwicklerteam beschäftigt. Nixxes bemühte sich um eine individuell angepasste grafische Umsetzung für den PC. Durch die DirectX 11-Unterstützung sieht die Grafik einen Tick besser als auf den Konsolen aus. Das liegt an einigen DirectX-11-Funktionen, wie beispielsweise Tesselation, welche dazu genutzt wird, um Charaktere und andere Objekte in der Welt dynamisch mit zusätzlichen Polygonen zu versehen. Des Weiteren verfügen wir über diverse Kantenglättungsmodi, bei denen jedoch teilweise wenige Unterschiede zu erkennen waren.

Trotz kleiner Grafikpatzer ist Deus Ex: Human Revolution nie unschön anzusehen. Wie bereits geschrieben sind alle Schauplätze stimmungsvoll in Szene gesetzt. Das Spiel bleibt seinem Stil konsequent treu, was man besonders an der Farbgebung erkennen kann. Während der gesamten Spielzeit lief Deus Ex: Human Revolution mit allen Details auf Full-HD-Auflösung flüssig.

Zwischen oder auch während den Missionen werden auch hin und wieder Render-Trailer gezeigt, die sich gut in die Story eingliedern und den Handlungsverlauf einleiten. Leider sind diese nicht auf voller HD Auflösung ins Spiel integriert worden, weshalb teilweise auch Unschärfe die Folge ist.

Gameplay

Noch spannender als die komplexe Geschichte rund um die Augmentierunen und Verschwörungen soll die enorme Handlungsfreiheit sein. Leider wird der Eindruck einer völlig freien Rollenspielwelt zuweilen stark eingeschränkt, da man sich nur in relativ kleinen Arealen befindet um dort letztendlich die Hauptmissionen und mehrere Nebenaufgaben erledigen zu können. Der Vorteil dieser Begrenzung ist ein rascher Handlungsverlauf. Nichtsdestotrotz hat man innerhalb dieser Areale freie Hand. So gibt es unterschiedliche Lösungswege um die Aufträge zu erfüllen. Positiv zu beurteilen ist ebenfalls, dass man zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen und diese bei Bedarf sogar noch im Spiel ändern kann.

Die Spielwelt lädt förmlich zum erkunden und forschen ein. Während der Missionen im Schleich-Shooter ist in wohl eher ein ruhiger Abzugsfinger gefragt, denn für die Verschonung von virtuellem Leben erhält man reichlich Boni. Zudem erhält man Boni, wenn man den Alarm nicht auslöst. Leider gibt es keine Möglichkeit während des Spiels einen Alarm abzuschalten, weshalb man die langen Ladezeiten in Kauf nehmen muss, um das Level neu zu starten und es nochmal zu versuchen. Von Vorteil ist es immer die Laufwege der Wachen auszukundschaften und gegeben falls eine Taktik zurechtzulegen. Deus Ex: Human Revolution ist also nichts für Ungeduldige, die einfach gerne drauf los schießen. Jedoch würde man das gerne, wenn man gelegentlich die Intelligenz der Gegner infrage stellen muss. Die Gegner-KI ist leider nicht immer optimal und es kommt zu unvorhergesehenen Vorkommnissen, die dann auch sehr ärgerlich sein können. Meistens jedoch funktioniert die KI der Wiedersacher. Sie schießen aus der Deckung, reagieren auf verwundete Kollegen oder werfen Granaten, wenn wir uns zulange hinter einer Deckung verschanzen. Sogar ohnmächtige Feinde kommen wieder zu sich.

Herz des Spiels sind gewiss die Augmentierungen. Wie viele Erweteiterungen wir für unsere Biomodifikationen freischalten können, entscheidet unser Erfahrungspunktestand. Dieser hängt wiederum von unserem individuell getroffenen Lösungsweg ab. Auch hier merkt man deutlich, dass Deus Ex: Human Revolution als Schleich-Shooter ausgelegt ist. So ist ein getöteter Gegner etwa zehn Erfahrungspunkte wert. Falls man diesen nur bewusstlos schlägt, erhält man Boni und kassiert ganze 50 Erfahrungspunkte. Löst man keinen Alarm aus bekommt man zusätzlich einen Bonus. Letztendlich ist der Lösungsweg von den moralischen Entscheidungen des Spielers abhängig. Ab einer gewissen Menge an Erfahrungspunkten erhaltet ihr so genannte Praxispunkte. Ihr könnt aber auch mit genügend Geld in LIMB-Kliniken Praxiskits kaufen. Allerdings sollte man mit Bedacht die Praxispunkte einsetzten, da jede Augmentierung andere Vorteile bringt und man so auch die Spielweise mit der Wahl der Erweiterungen einhergeht. Um beispielsweise in ein Gebäude zu kommen braucht man eine erweiterte Hackaugentierung. Besitzt man diese nicht, muss man das Gebäude über eine Feuerleiter betreten. Jedoch schwebt diese einige Meter zu hoch, als dass man einfach hinaufspringen könnte. Mit diversen Armaugmentierungen kann man dann schwere Müllcontainer heben und als eine Art Treppe verwenden. Aber es gibt auch viele andere nützliche Augmentierungen, wie beispielsweise den Sozialoptimierer, der bei Dialogen neue Optionen freischaltet um den Gesprächspartner zu beeinflussen. Jedoch hat auch hier jede Handlung ihre Folgen, die erst im späteren Spielverlauf Auswirkungen haben können. Dies steigert zudem den Widerspielwert von Deus Ex: Human Revolution, denn bei jedem erneuten Durchgang wird sich die Story anders entwickeln können.

Auffällig im Nahkampf war, dass man als Cyborg mit Augmentierungen total wehrlos ist, sobald die Energiespeicher leer sind. Etwas unlogisch, aber andererseits verständlich, denn der Sinn ist es natürlich nicht sich durch die Level zu prügeln. Teilweise sind einige Situationen leider zu offensichtlich, so kommt es öfter vor, dass man nicht mehr weiß und genau neben sich einen Lüftungsschacht entdeckt, der auch noch genau dahin führt wo man hinmöchte.

Nach den Nebenmissionen muss man leider suchen. Dies lohnt sich jedoch, da man so mehr über das Deus Ex Universum und dessen Hintergründe erfährt. Wer nur stur durch die Hauptquest hechtet und nicht auf die Einzelheiten am Wegrand achtet, wird vieles verpassen. Denn es laden liebevolle Abschnitte der Spielwelt zum kurzen Verweilen ein, so versuchte ich auch einen Korb beim Basketball zu werfen. In allen Bereichen gibt es vieles zu entdecken und vor allem zu lesen. Überall in der Spielwelt kann man sich in Computer einloggen und E-Mails lesen oder einige der zahlreich vorhandenen Ebooks durchstöbern. Interessant ist auch das Minispiel, um fremde Computer zu haken. Zuerst dachte ich, dass mir nach kurzer Zeit langweilig werden würde, jedoch war das Gegenteil der Fall. Das Hacken ist zwar komplex, aber nicht sehr schwer und ist auch bei tausend Durchgängen noch spannend. Des Weiteren kann man Nachrichtensendungen oder Gesprächen von NPCs lauschen.

Sound

Der Sound fügte sich sehr gut in das Spiel ein und erzeugte auf einem 5.1 PC Lautsprechersystem eine stimmungsvoll unterstützende Kinoatmosphäre. Leider muss man anmerken, dass die deutsche Synchronisation erhebliche Mängel aufwies. So waren die Mundbewegungen und die Gesten der Personen nicht optimal aufeinander abgestimmt. Aufgrund des Kopierschutzes Steam, kann man mehrere Sprachpackages nachladen und das Spiel  auch in anderen Sprachen, wie beispielsweise Englisch spielen.

Fazit

Trotz etwas veralteter Grafik haben mir die Lichteffekte, Farbstimmung und das meist detailreiche Leveldesign sehr gut gefallen. Besonders gut hat mir auch das freie Speichern gefallen, da man so auch während des Spiels die Möglichkeit hat in frühere Situationen zurückzuspringen. Genervt haben jedoch die langen Ladezeiten, vor allem wenn man ohne den Alarm auszulösen die Mission beenden möchte. Der großartige Soundtrack setzte die gelungene Atmosphäre optimal in Szene und verlieh Deus Ex: Human Revolution ein echtes Kinofeeling. Auch die Sprecher machen ihren Job großartig. Dabei muss man einfach über die asynchronen Lippenbewegungen einiger Charaktere im Spiel hinwegsehen. Auch am Umfang kann man nicht meckern. Es gibt fünf Hauptschauplätze in denen es massig E-Mails und Ebooks zum durchstöbern gibt. Auch die Handlungsfreiheit innerhalb der Spielwelt und die variablen Lösungswege sind abwechslungsreich gestaltet. So wird ein erneutes Durchspielen keineswegs langweilig werden. Einziges Manko sind die auf künstliche Art und Weise beengten Areale, die man durchaus größer hätte gestalten können. Alles in allem ist Deus Ex: Human Revolution kein reiner Shooter, das sollte jedem klar sein, bevor man im Laden zugreift. Wer hingegen gerne schleicht und auch stellenweise viel Geduld beweist wird mit diesem Titel gut bedient. Ein Spiel das vor allem Genrefans gespielt haben müssen.

Wertung

Gesamt-Wertung: 9/10